Dokumentationen

Mit unseren Dokumentationen liefern wir klare Stellungnahmen ab und möchten auf Basis biblisch fundierter Wahrheiten Richtungsweiser sein.


Ex-Präses Dr. Christoph Morgner:

„Es gibt keine direkte Linie von Luther zu Auschwitz“


Die Forderung der „Grünen Jugend“ in Frankfurt a. M., nach Martin Luther benannte Straßen und Plätze umzubenennen, sorgte zuletzt für Schlagzeilen. Nach einem Kommentar von Pfarrer Winfrid Krause im IDEA-Magazin (siehe unten: „Luther ein Antisemit?“) und Leserbriefen zu Luther und seinem Verhältnis zum Antisemitismus folgt hier ein weiterer IDEA-Beitrag zum Überdenken vom früheren Präses des Ev. Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Pfarrer Dr. Christoph Morgner (Garbsen bei Hannover), der bereits am 31. Januar 2018 im IDEA-Magazin publiziert wurde.


Im ausgehenden Mittelalter war die Judenfeindschaft Normalzustand. „Das Judentum ist eine Pest, wie sie feindseliger und gehässiger gegenüber der Lehre Christi nicht zu finden ist“, urteilte der führende Humanist der damaligen Zeit, Erasmus von Rotterdam (1466–1536). Juden wurden als Fremdkörper empfunden. Aus den meisten Ländern Europas waren sie längst vertrieben. Ihre Besonderheiten wie Kleidung und Sprache lösten Ängste aus. Ihr wirtschaftlicher Erfolg weckte Neid und Missgunst. Eigene Misserfolge oder unerklärliche Phänomene (Pest, Seuchen, Missernten) wurden gern den Juden in die Schuhe geschoben. Außerdem war man der Überzeugung, dass zu einem geordneten Staatswesen der einheitliche Glaube der Bevölkerung gehören müsse .In dieser Zeit lebt und wirkt Martin Luther. Nirgendwo spielen bei ihm irgendwelche rassistischen Motive eine Rolle, wie das im Dritten Reich der Fall war. Es gibt keine direkte Linie von Luther zu Auschwitz.

Für Luther waren die Juden erwählt
Der Reformator sieht deutliche inhaltliche Unterscheidungsmerkmale zwischen Juden und Christen. Aber das Gebot der Nächstenliebe gilt auch gegenüber Juden. „Die Ablehnung von Gewalt gegen die Person von Juden hat Luther zeitlebens beibehalten, die Verbrennung von Menschen etwa – wie sie damals noch vielfach vorkam – stets verabscheut“, schrieb der evangelische Theologe Walther Bienert (1909–1994). Mit Beginn seiner Vorlesungstätigkeit (1512) tritt Luther für die Freiheit von Forschung und Lehre ein. Er wendet sich gegen das Verbrennen jüdischer Bücher, denn „100-fach schlimmer sind die Gotteslästerungen in der Christenheit“. Für Luther ist klar, dass die Juden nach wie vor von Gott erwählt sind. Deshalb haben Christen und Juden viel Grund, darüber Gott zu loben, nicht aber zum Streiten miteinander.

Im Jahr 1523 kommt es zu einem literarischen Paukenschlag: „Dass Jesus ein geborener Jude sei“. So heißt Luthers Schrift, deren Aussagen für die damalige Zeit revolutionär sind. Die Juden „sind von dem Geblüt Christi; wir sind Schwäger und Fremdlinge, sie sind Blutsverwandte, Väter und Brüder unseres Herrn“. Luther wendet sich gegen die Gräuelmärchen, die über Juden im Umlauf sind. Er kritisiert deren Ghettoisierung und die Berufsverbote, die über sie verhängt sind. Freundlich und wertschätzend sollen Christen und Juden miteinander umgehen. Hier zeigt sich Luther als Bahnbrecher für religiöse Toleranz. Die damals ihnen gegenüber geübte Gewalt hält er für verfehlt. Vielmehr sollen für Juden die bürgerlichen Berufe geöffnet werden, dann wären sie nicht mehr auf Geldgeschäfte und Wucher fixiert. Luther zielt auf die gesellschaftliche Integration der Juden, ohne deren Bekehrung vorauszusetzen. Er betrachtet es sogar als möglich, wenn zwischen Christen und Juden geheiratet wird.

Deutliche theologische Grenzen
Luther ist überzeugt: Wenn Christen ihre Haltung gegenüber den Juden verändern, dann werden Juden eine andere Haltung gegenüber dem christlichen Glauben annehmen, zumindest einige von ihnen. Sie werden erkennen, dass ihr Messias nicht erst kommt, sondern in Jesus bereits gekommen ist. Luthers Schrift findet eine ungeheure Resonanz, wird in zehn Auflagen nachgedruckt und in Latein übersetzt. Seine freundliche Einstellung gegenüber den Juden hindert Luther jedoch nicht, deutliche theologische Grenzen zu ziehen. Er stellt fest, dass es die Juden ärgert, dass Jesus Gott sein soll. Sie sind verblendet, ungehorsam und verfallen damit dem Gericht Gottes. Aber Luther zweifelt nicht daran, dass es einen Rest gibt, der zum Glauben an Jesus findet.

Vielen erschien Luther als Fürsprecher
In der Folgezeit wird sich Luther mehr und mehr des Unterschieds zwischen der jüdischen und christlichen Auslegung des Alten Testaments bewusst. Für Luther ist klar: Das Alte lässt sich nur vom Neuen Testament her angemessen verstehen, weil es auf Jesus zuläuft. Insofern tappt die jüdische Auslegung im Dunkeln. Die Rabbinen „zerreißen und zermartern die Schrift in ihren Auslegungen, wie die unflätigen Säue einen Lustgarten zerwühlen und umkehren“. Martin Luther zeigt bis dahin eine freundliche Haltung gegenüber Juden, um sie für den Messias zu gewinnen. Immer wieder hebt er die Vorzüge des erwählten Volkes heraus. Im Jahr 1537 schreibt er einen Brief an „den weisen Josel, Juden zu Rosheim, meinem guten Freunde“. Diese wertschätzende Linie zieht sich bis 1542 durch. Viele Juden sehen in Luther ihren Fürsprecher.

Was er besser nicht geschrieben hätte
Kurz vor seinem Lebensende verfasst er zwei Schriften, die er – so unsere heutige Einschätzung – besser nicht geschrieben hätte. Die jüdische Schrift, auf die Luther reagiert, ist leider verschollen. Sie enthält offensichtlich böse Schmähungen Christi und der Jungfrau Maria. Luther fühlt sich in seinem Glauben tief verletzt. Er lässt sich zu zwei polemischen Schriften hinreißen. Seine bisherige Gelassenheit ist dahin. Er sieht böse geschmäht, was ihm heilig ist. Er wendet sich gegen die Behauptung, Maria, „eine Hure“, hätte „mit einem Schmied im Ehebruch“ Jesus gezeugt. Maria wird darin als „Dreckshaufen“ bezeichnet, Jesus als „Missgeburt“.

Luther ist geradezu außer sich und gibt Ratschläge, wie die Obrigkeit künftig mit Juden umgehen soll. Luther nimmt jetzt die Gräuelmärchen von Brunnenvergiftungen durch Juden und deren Ritualmorde von Christenkindern positiv auf. „Wir wollten gern Geschenke geben, dass wir sie loswerden.“ Er stellt die Juden als Faulpelze hin, während die Christen arbeiten müssen. Was tun? Luther unterbreitet den Landesherren u. a. folgende Vorschläge: - Die Synagogen und Wohnhäuser der Juden sollen verbrannt und zerstört werden, weil in ihnen Jesus Christus gelästert wird. - Talmud und Gebetbücher sollen eingezogen werden. - Ihr Vermögen an Geld und Edelmetall soll konfisziert werden. - Ihren Lebensunterhalt sollen sich die Juden durch eine Art Zwangsarbeit bei Christen verdienen.

Am Ende schwankte er
Es geht Luther um Vertreibung, so wie in anderen Ländern, nicht jedoch um Tötung der Juden. Nach wie vor lehnt er körperliche Gewalt gegen sie ab. Mit seinem Maßnahmenkatalog steht er nicht allein. Nicht nur Erasmus von Rotterdam, sondern auch der exzellente Hebräisch-Kenner Johannes Reuchlin (1455–1522) und der katholische Theologe und Luther-Gegner Johannes Eck (1486–1543) urteilen ähnlich. Dass Juden „nicht glauben wie wir, dafür können wir nichts, man kann niemanden zu Glauben zwingen … Aber öffentlich frei daher, in Kirchen und vor unseren Nasen, Augen und Ohren solchen Unglauben für recht zu rühmen und den rechten Glauben zu lästern und zu fluchen, das ist etwas anderes. Da ist unser Zusehen und Stillschweigen ebenso viel, als täten wir es selbst.“

Glücklicherweise wurden diese Schriften Luthers nicht sonderlich verbreitet (nur eine Auflage).Gegen Ende seines Lebens schwankt Luther. Einerseits sieht er für sie keine Hoffnung mehr. Andererseits schreibt er 1544: „Es gibt immer einige Juden, die gerettet werden.“ Auch in seinen letzten Predigten, die er in Eisleben gehalten hat, klingt diese Hoffnung durch.

Luther sah sein Lebenswerk in Gefahr
Luther „war keineswegs von blindem Hass auf die Juden und alles Jüdische erfüllt, sondern er meinte, im Kampf um die Wahrheit die evangelischen Territorien vor der Gefahr der Infiltration antichristlichen Geistes schützen zu müssen“, urteilt der Theologe und Altpräsident des Evangelischen Bundes, Hans-Martin Barth. Luther hat die inhaltlich und organisatorisch fragilen jungen evangelischen Gemeinden vor Augen, die er durch die Attacken der Juden gefährdet sieht. Christen könnten durch die Schmähungen der Juden an ihrem Glauben Schaden nehmen. Luther sah sein Lebenswerk der Reformation in Gefahr. Nur so lässt sich seine überschäumende Polemik verstehen.




Pfarrer Dr. Christoph Morgner


(IDEA-Magazin vom 21.04.2024)



Reformator Martin Luther war kein Antisemit


Zur Forderung der „Grünen Jugend“ in Frankfurt am Main, nach Martin Luther (1483–1546) benannte Straßen und Plätze umzubenennen, ein Kommentar von Pfarrer Winfrid Krause

Die „Grüne Jugend“ in Frankfurt möchte nach Martin Luther benannte Straßen und Plätze umbenennen und hat dort widerrechtlich Schilder mit der Aufschrift „Diese Strasse ist nach einem Antisemiten benannt“ angebracht. Auch der Turnvater Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852), der Komponist Richard Wagner (1813–1883) und der Schriftsteller Theodor Fontane (1819–1898) sind betroffen.

Als in Deutschland im 19. Jahrhundert verstärkt Antisemitismus aufkam, häuften sich solche Äußerungen Prominenter. Wo sie nur beiläufig und am Rande vorkommen, wird ihr sonst herausragendes Werk meines Erachtens dadurch nicht berührt. Es ist sehr fragwürdig, wenn die heutige Generation sich besserwisserisch über die Vergangenheit erhebt. Vor 1933 konnte man kaum wissen, welche barbarische Judenvernichtung die NS-Diktatur betreiben würde.

Der junge Luther warb für die Bekehrung der Juden
Luther war auch gar kein Antisemit, denn er lehnte die Juden nicht wegen ihrer „Rasse“ ab, sondern wegen ihrer Nichtanerkennung des Messias Jesus. Der junge Luther hatte 1523 die Schrift „Daß Jesus Christus ein geborener Jude sei“ veröffentlicht. Er forderte dazu auf, den Juden mit dem wiederentdeckten Evangelium freundlich zu begegnen und sie für das Christentum zu gewinnen, zumal „wir doch auch nicht alle gute Christen sind“. Doch wurde seine Hoffnung in den folgenden Jahren enttäuscht.

Wertschätzung für das Alte Testament
Als Bibelprofessor legte Luther in seinen Vorlesungen meist das Alte Testament aus. Er lernte Hebräisch, benutzte jüdische Kommentare und übersetzte es bis 1534 mithilfe weiterer Gelehrter wie Philipp Melanchthon (1497–1560) und Matthäus Aurogallus (1490–1543) ins Deutsche. Dabei behandelte er auch die rund 50 messianischen Verheißungen und zeigte, wie sie im Neuen Testament in Jesus in Erfüllung gingen. Die Rabbiner dagegen deuteten diese Stellen entweder auf den vom Judentum noch erwarteten, zukünftigen Messias oder auf die Könige aus Davids Geschlecht, worüber sich Luther, der auf einen klaren Wortlaut der Bibel drang, ärgerte. Auch ein Gespräch mit drei Rabbinern (1526) und ein Briefwechsel mit dem berühmten Josel von Rosheim (wahrscheinlich 1478–1554) im Jahr 1537 brachte keine Annäherung.

Enttäuschung und Ablehnung der Juden
In seinen späten Judenschriften, besonders „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543), verhärtete sich Luthers Haltung. Neben seiner Intoleranz gegenüber dem jüdischen Gottesglauben forderte er nun, ihre Synagogen sollten – weil in ihnen Christus gelästert werde – verbrannt oder zerstört werden. Er konnte sich innerhalb des geschlossen christlichen Abendlands ein multireligiös-friedliches Zusammenleben nicht vorstellen und befürwortete mit „scharfer Barmherzigkeit“ die Enteignung und Vertreibung der Juden. Dieser damals verbreitete Antijudaimus ist nach der Aufklärung aus heutiger Sicht nicht zu rechtfertigen.

Aber es geht nicht an und zeugt von historischer Unkenntnis, Luther zum Antisemiten oder Wegbereiter der Schoa zu stempeln. Einer Tötung von Juden hat er nie das Wort geredet. Das Luthertum hat nach seinem Tod seine späten Judenschriften nicht in seine Werkausgaben aufgenommen. Erst die Deutschen Christen gruben sie 1936 wieder aus, aber da war Hitlers Judenvernichtung bereits beschlossen.

Ein großer Deutscher mit weltweiter Wirkung
Luther war ein mutiger Theologe, der mit seiner Reformation der Kirche zur biblischen Wahrheit verholfen hat und auch zum Wegbereiter neuzeitlicher Religionsfreiheit wurde. Er ist bis heute in allen Umfragen der größte Deutsche – mit weltweiter Wirkung. Selbstgerechte Geschichtsklitterung und politisierende Straßenpropaganda können ihm nichts anhaben.



Pfr. Winfried Krause 


ist Vorsitzender des Lutherischen Konvents im Rheinland.


(14. Marz 2024)



Der badische Erweckungsprediger Aloys Henhöfer 

wirkte auch publizistisch


Die meisten badischen Christen kennen seinen Namen nicht mehr. Nicht verwunderlich nach fast 200 Jahren. Aloys Henhöfer (1789-1862), zuletzt 30 Jahre Landpfarrer in Spöck und Staffort auf der Hardt nördlich von Karlsruhe, zuvor im benachbarten Ort Graben und in Mühlhausen bei Pforzheim, zog mit seinen schlichten Jesus-Predigten die Menschen an. Sie kamen in Scharen von nah und fern in seine Kirche.


Einladung zur verbindlichen Nachfolge von Jesus
Mit seiner bildhaften Verkündigung zeigte Henhöfer biblisch klar den Weg zum ewigen Leben. Viele fanden so zum persönlichen Glauben und wandten sich ab von ihrem sündigen Leben. Sie trafen sich fortan zum gemeinsamen Bibellesen, Singen und Beten. Eine geistliche Erweckung brach auf und breitete sich von Spöck aus ins Land. Aus den Bibelstunden entstand der pietistische „Ev. Gemeinschaftsverband für innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses“, vor Ort meist kurz AB-Verein genannt. Das Kürzel AB bezog sich auf das Reformatorische Bekenntnis von 1530 in Augsburg vor dem Kaiser.

Von der Moralpredigt zur Predigt des Evangeliums
Geboren ist Henhöfer am 11. Juli 1789 in einer katholischen Bauernfamilie in Völkersbach bei Karlsruhe. Mit Hilfe des Ortspfarrers sollte er Priester werden, wollte die religiöse Mutter. Nach dem Gymnasium in Rastatt studierte der gehorsame Sohn darum Theologie in Freiburg, kam ins Meersburger Pries-terseminar und wurde 1815 in Konstanz zum Priester geweiht. Freiherr Julius von Gemmingen im Schloss Steinegg bei Pforzheim sorgte dafür, dass der begabte Theologe in seine Nähe nach Mühlhausen im Würmtal kam. Keine leichte Pfarrstelle. Henhöfer scheiterte mit seinen „Moralpredigten“ und suchte nach Ursachen. Durch Gottes Gnade fand er zum biblischen Evangelium wie einst Martin Luther. Jetzt strömten auch aus Nachbarorten die Leute herbei. Deren Pfarrer ärgerten sich und verklagten Henhöfer bei der Kirchenbehörde. Er wurde suspendiert. Dem Separatismus aber widerstand er. Ein Drittel seiner Gemeinde trat mit ihm zum evangelischen Glauben über. Mit einer Schrift über sein Glaubensbekenntnis stellte Henhöfer 1822 die Grundsätze seiner Verkündigung vor. Mehr als 12.000 Exemplare wurden innerhalb eines Jahres verkauft. Doch bleiben durfte er um des lokalen Friedens willen nicht.

Eine erste badische Bekenntnisbewegung wurde aktiv
Im Juli 1823 wurde er nach Graben (Hardt) versetzt, wo seine Predigten bis nach Karlsruhe zum Großherzog drangen. Einmal kam dieser sogar per Kutsche, um ihn zu hören. „Gelehrt predigt er nicht, aber es geht durchs Herz“, sagte er hinterher und hielt fortan schützend seine Hand über ihn. Nach 1827 wirkte Henhöfer noch 35 Jahre als Pfarrer in den Dörfern Spöck und Staffort. Mehr als zwanzig Vikare hat er gehabt und geprägt. Einige gegnerische Nachbarpfarrer konnte er gewinnen. Insgesamt sieben Pfarrer wurden seine Mitstreiter im sog. „Katechismusstreit“. Dabei ging es um Lehrfragen für die 1821 gegründete Kirchenunion in Baden. Jesus wurde nicht mehr klar als Sohn Gottes gesehen, sondern als vorbildlicher Mensch, sein Kreuzestod war keine Versöhnungstat mehr. Es entstand eine erste kleine Bekenntnisbewegung in der badischen Kirche. Im Jubiläumsjahr des Augsburgischen Bekenntnisses 1830 baten die Pfarrer und Vikare um Henhöfer die Kirchenleitung, die Gewissen nicht länger zu beschweren und die Gemeinden mit der „Einführung eines so unbiblischen und unchristlichen Katechismus gnädigst (zu) verschonen“. Dieses rationalistische Machwerk lehre „defizitär vom Heil, vom Heiland und vom Heilsweg“.

Der Kampf um den geistlichen Kurs der Kirche lohnte
Der „Katechismusstreit“ dauerte sechs Jahre. Das kleine Team war heftigen Drohungen und Repressalien ausgesetzt. Dennoch trugen sie einen Sieg davon. Die kritisierten Abschnitte wurden geändert, der Katechismus nicht in den Rang einer Bekenntnisschrift erhoben. Die vielen Eingaben erregten großes Aufsehen, und die badische Erweckungsbewegung fasste Fuß an vielen Orten. Der anhaltende Streit rüttelte Gemeinden und Pfarrer wach. Die Frage nach dem rechten Glaubensbekenntnis bekam wieder größeren Stellenwert.

Henhöfers Schriften gaben der Gemeinde biblische Wegweisung
Zur biblischen Fundierung der Gemeinden trugen Henhöfers Schriften bei, vor allem sein Glaubensbekenntnis und seine Schrift „Die biblische Lehre vom Heilsweg und von der Kirche“. Auch Henhöfers gedruckte Predigten waren begehrt. Sie zeigten in verständlicher Sprache den Weg zum Glauben. Schon damals war der kleinen Truppe klar, dass die „Erweckten“ geistliche Nahrung in schriftlicher Form zur Begleitung brauchten. Ein Wochenblatt mit dem Titel „Das Reich Gottes“ wurde herausgegeben. Pfarrer Karl Mann (Hochstetten) war bis zu seinem Tod 1869 sein Schriftleiter. Ab 1870 wurde es unter dem Titel „Reich-Gottes-Bote“ die Zeitschrift des AB-Verbandes, der sich damals bewusst auf das „Augsburger Bekenntnis“ (AB) der Reformation gründete, das seit der Kirchenunion 1821 nur noch als historisches Dokument gesehen wurde und nicht mehr als Bekenntnisschrift.

Der geistliche Kampf um die klare biblische Lehre geht weiter
Als Aloys Henhöfer am 5. Dezember 1862 in seinem Spöcker Pfarrhaus starb, war die von Gott geschenkte Erweckung nicht zu Ende. Wohl blieb eine geistliche Wende in der Kirchenleitung aus, was Henhöfer betrübte, aber überall waren Zellen lebendigen Glaubens entstanden, Glaubenswerke, diakonische Einrichtungen, Kindergärten, Diakonissenhäuser und Heime. Es gab Glaubenstreffen (heute sind es „Christustage“), Evangelisationen und Missionsfeste. Parallel, meist nicht in der großen Öffentlichkeit, ging jedoch der geistliche Kampf um die biblische Lehre in der Kirche weiter – bis heute. Auch „hoffen + handeln“, das sich in den Spuren Henhöfers sieht, hat 50 Jahre lang dazu seinen Beitrag für unsere Zeit geleistet. Was nachfolgt, bleibt offen. Gott wird es zeigen.


Zu Aloys Henhöfer empfehlen wir das abgebildete Taschenbuch „Erst der Glaube, dann die Tat“ für 1,90 Euro sowie das schöne Bild-Text-Bändchen „Zeit des Heils“ mit berühmten Zitaten von Henhöfer in großer Schrift für 3,80 Euro und von Wilhelm Heinsius „Aloys Henhöfer und seine Zeit“ (ISBN: 3-7751-1206-5) für 19,90 Euro, alle beim Ev. Buchdienst von Elisabeth Berggötz-Funk, Im Langgewann 66, 69469 Weinheim, Mail: buchhandlung-berggoetz@gmx.de, Tel. 06201 58388, Mobil: 0176 61666811.



Martin Kugele 


ist Pfarrer im aktiven Ruhestand in Bretten und Redaktionsleiter von „hoffen + handeln“.

Wort zur Orientiertung bei den Christustagen 2022
ChristusBewegung Baden an die badischen Kirchengemeinden zur Lage


Liebe Schwestern und Brüder,

wir leben mitten in Krisenzeiten. Pandemie, Kriege und Klimawandel fordern uns heraus. Die Landeskirchen sind konfrontiert mit hohen Austrittszahlen und sinkenden Finanzmitteln. Die badische Landeskirche hat deshalb den „Strategieprozess EKiBa 2032“ auf den Weg gebracht. Ziel ist es, in den kommenden zehn Jahren 30% an Geld, Personal und an kirchlichen Gebäuden einzusparen.


Transformation“, also „Umgestaltung“, heißt das Zauberwort.

Es macht durchaus Sinn, rechtzeitig neue Strukturen zu schaffen, damit künftig mit weniger Hauptamtlichen die Arbeit für alle Gemeinden getan werden kann. Dennoch fehlt dem kirchlichen Strategiepapier eine geistliche Vision, wie sie uns etwa Matthäus am Ende des 9. Kapitels seines Evangeliums überliefert: „Jesus zog umher in allen Städten und Dörfern … und predigte das Evangelium … Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren geängstet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.“

 

Jesus sieht die einzelnen Menschen!

Er sieht ihre geistliche Not. Und das lässt ihm keine Ruhe. Er wendet sich an seine Jünger: Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende! (Matthäus 9, 38). In einer modernen Bibelübertragung heißt es: „Es gibt echt viel zu tun,  aber nur wenige sind bereit, die harte Arbeit zu machen. „Ihr müsst Gott bitten, dass er noch mehr Leute schickt, damit sie die Arbeit tun, die getan werden muss!“ Als ChristusBewegung glauben wir, dass uns dieses Gebet um bereitwillige Arbeiterinnen und Arbeiter für unsere Kirche aufgetragen ist.  Wir brauchen Leute – viele Christen – und die wenigsten davon werden Hauptamtliche sein!

 

Diese Arbeit, die „getan werden muss“, ist Auftrag eines jeden Christen. Ohne uns bleibt sie liegen.

Wir müssen uns als Gemeinde vorbereiten und zurüsten lassen für den Dienst im Alltag und am Sonntag. Wir sind berufen und geistlich befähigt, Gott und unseren Mitmenschen zu dienen. Das bedeutet aber auch, dass die Hauptamtlichen sich stärker um Mitarbeiterschulungen kümmern müssen. Gottesdienste, Seelsorge, Diakonie – das alles wird auch mit anderen Arbeitern funktionieren. Es ist Zeit, dass wir ernst machen mit dem Priestertum der Glaubenden.


Lasst uns neu Gebetsgruppen einberufen und Gebetszeiten einhalten, um für mehr Arbeiter und Arbeiterinnen zu bitten.

Bittet den Herrn der Ernte!

 

Für den Vorstand der ChristusBewegung Baden

Pfarrer Lothar Mößner, Pfinztal bei Karlsruhe  (16. Juni 2022)

Wort zur Orientiertung bei den Christustagen 2017
Stellungnahme der ChristusBewegung Baden zur kirchlichen Lage in Baden
Seit dem Beschluss zur Homo-Trauung der Synode der Badischen Landeskirche 2016 geht ein Riss durch unsere Kirche. Mit dem Hinweis auf neue geistliche Erkenntnis hat sich die Landessynode gegen den offenbarten Wortlaut der Heiligen Schrift gestellt und das „sola scriptura“ für die Badische Kirche an markanter Stelle außer Kraft gesetzt. Das neue Credo in Baden lautet jetzt „Antidiskriminierung“. Jetzt darf es in der Sexualethik keine Diskriminierung, auch keine „Unterscheidung“ (lateinisch discriminare), keine „Differenzierung“ in der „Sache“ mehr geben. Damit dies für die Gegenwart und Zukunft festgeschrieben wird, soll nun auch an der Gewissensbindung der Pfarrer gerüttelt werden. Eine „Freiheit“ zur Ablehnung einer Homo-Trauung aus Gewissensgründen soll es wohl auf Dauer nicht geben – das ist zumindest der erklärte Wunsch der vordersten Kämpfer für die Homo-Trauung. Und so prüft die Synode noch, wie lange dieser Gewissensschutz gewährt werden sollte und ab wann dieser „Gewissensschutz“ abgeschafft werden „muss“ im Namen der Antidiskriminierung.

Gemeinsame Erklärung zu Trauungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
Hauptamtliche und Älteste, badische Verbände, Werke und Zusammenschlüsse widersprechen
Kirchliche Gruppen und pietistische Werke und Verbände in Baden haben auf den Beschluss der badischen Landessynode am 23. April 2016, gleichgeschlechtliche Partnerschaften kirchlich zu trauen, mit einer Gemeinsamen Erklärung geantwortet und klargestellt, dass diese Entscheidung im direkten Widerspruch zum Wort Gottes steht. Denn gleichgeschlechtlich gelebte Sexualität steht an keiner Stelle der Bibel in einer positiven Beziehung zum Willen Gottes. Die Gemeinsame Erklärung vom 9. Mai 2016 (neun Unterzeichner) ist am 9. Juni durch drei weitere Unterschriften (Südwestdeutscher EC-Verband, Friedrich-Hauß-Studienzentrum und Chrischona Gemeinschaftswerk Deutschland) unterzeichnet worden. Die ersten Unterzeichner waren die Christus-Bewegung Baden (CBB), der Pfarrerinnen- und Pfarrer-Gebetsbund (PGB) Baden, das Netzwerk evangelischer Christen in Baden (NeCiB), der Bekenntniskreis Baden (BKB), der Liebenzeller Gemeinschaftsverband (LGV), der Ev. Gemeinschaftsverband AB und die AB-Jugend, der Südwestdeutscher Gemeinschaftsverband (SGV) und das Lebenszentrum Adelshofen (LZA). In der Erklärung heißt es unter anderem: „Wir akzeptieren es nicht, dass es schon an sich homophob oder diskriminierend sei, auf biblischer Grundlage diese theologischen und ethischen Ansichten in Lehre und Leben zu vertreten.“ -- Diese Erklärung kann von Hauptamtlichen und Ältestenkreisen unterschrieben oder als Vorlage für eine eigene Stellungnahme genutzt werden. Wir freuen uns über eine Mitteilung bzw. die Zusendung einer Kopie mit Unterschriften.

Stellungnahme des Ev. Gemeinschaftsverbandes AB zur Bad. Synode
Erklärung zum Beschluss der kirchlichen Trauung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
Am 23. April 2016 hat die Landessynode der Ev. Landeskirche in Baden mit großer Mehrheit die Möglichkeit zur öffentlichen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in eingetragenen Lebenspartnerschaften beschlossen. Die Segnung wird nicht nur als Trauung verstanden, sondern auch wie eine Trauung zwischen Mann und Frau durchgeführt. Wir bedauern diese Entscheidung sehr und können sie als Ev. Gemeinschaftsverband AB nicht unterstützen und mittragen. Nach unserer biblischen Erkenntnis entspricht praktizierte Homosexualität nicht dem Willen Gottes. Deshalb können wohl homosexuell empfindende Menschen, aber nicht deren gleichgeschlechtlichen Beziehungen gesegnet werden. Wir stellen deshalb fest, dass Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare weder durch Mitarbeiter noch in Räumen des Ev. Gemeinschaftsverbands AB möglich sind. --- Eine fast gleichlautende Erklärung gab zur gleichen Zeit in Absprache mit dem AB-Verband auch Pfarrer Dr. Hartmut Schmid für den Liebenzeller Gemeinschaftsverband. Der Text ist als PDF-Datei auf unserer Aktuell-Seite (siehe Stellungnahmen zur Synode) zu finden.

Thesen zur Bibeltreue bei unserer CBB-Tagung am 20. Februar 2016
16 Thesen zum Referat des badischen Schuldekans Stephan C. Thomas zur Frage „Wer ist bibeltreu?“
Mit dem Etikett „Bibeltreue“ ist nur eine vermeintliche Deutlichkeit gegeben. Es muss geklärt werden, auf welche Weise man der Bibel treu ist. Damit ist die Frage der Hermeneutik gestellt. Bibeltreue gehört den badischen Schuldekan Stephan C. Thomas (Bruchsal) unverzichtbar zum Evangelisch-Sein. Kirche ist nach der Confessio Augustana (VII) da, wo das Evangelium rein gepredigt wird. Solche Predigt ist nicht möglich ohne die Schrift als Norma Normans. Eine Evangelische Kirche, die nicht um Bibeltreue ringt, macht sich selbst überflüssig, so Thomas. Gegenüber der „Jesustreue“ ist die Bibeltreue nur abgeleitet. Evangelische Christen können „Jesustreue“ nicht ohne Bibeltreue leben, weil wir Jesus nicht unabhängig vom Text der Bibel haben, sagt Stephan C. Thomas mit Recht.

Stellungnahme zur Bibeltreue von Schuldekan Stephan Thomas (Feb. 2016)
Dokumentation einer Veröffentlichung in „hoffen + handeln“ zur Frage „Bibeltreu – was heißt das?“
Bibeltreue ist nicht etwas, das wir einfach haben, sondern worum evangelische Christen immer wieder ringen müssen, schreibt Schuldekan Stephan C. Thomas in einem Beitrag zum Thema Bibeltreue in der Feb./März-Ausgabe 2016 der uns verbundenen badischen Zeitschrift „hoffen + handeln“. Er geht dabei auch der Frage nach, was angesichts der vor allem ethischen Herausforderungen der Gegenwart mit diesem Begriff gemeint ist. Denn Bibeltreue bringt Christen, die sich an der Bibel orientieren, auch immer wieder in Konflikt mit Ansichten und Werten, die heute in der postmodernen Gesellschaft selbstverständlich sind. Stephan Thomas ermutigt, in einer vom Streben nach Wohlstand bestimmten Gesellschaft, gegen den Strom zu schwimmen. Es lohnt sich, bibeltreu zu sein und dem Gott der Bibel zu vertrauen.

Stellungnahme zur neuen EKD-Orientierungshilfe „Ehe und Familie“ vom Juni 2013
Theologische Erwiderung des badischen Pfarrers Dr. Gerrit Hohage zum neuen EKD-Familienbild
Auf heftige Kritik in ganz Deutschland stößt die Orientierungshilfe des Rates der Ev. Kirche in Deutschland (EKD) zur Familie. Unter dem Titel „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ wurde sie am 19. Juni veröffentlicht. Während viele protestantische Kirchenführer das Papier begrüßen, ruft es in den Gemeinden vor Ort große Empörung hervor. Selbst viele Medien werfen der Ev. Kirche vor, mit der Öffnung für das Zusammenleben unterschiedlichster Menschen in unterschiedlichsten Partnerschaften das biblisch gegebene Vorbild von Ehe und Familie aufgegeben zu haben. Pfarrer Dr. Gerrit Hohage aus dem nordbadischen Hemsbach, ehemaliger Assistent im theologischen F-Hauß-Studienzentrum (FHSZ) unserer Christus-Bewegung Baden hat das Kirchenpapier (www.ekd.de/EKD-Texte/orientierungshilfe-familie/familie_als_verlaessliche_gemeinschaft.html) analysiert und zeigt seine theologischen Mängel und Fehlinterpretationen auf.

Antwort badischer Theologen und Gemeinden zum EKD-Familienpapier
Erklärung zum neuen (unbiblischen) EKD-Familienbild - mit Unterschriftenliste
Die EKD-Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“ (Juni 2013) hat in der Öffentlichkeit heftige Diskussionen ausgelöst (s. www.kibitzweb.de/Orientierungshilfe). Auch in Baden sind viele Gemeindeglieder über die Entwicklungen sehr besorgt, weil ihnen das Papier bei aller Offenheit für Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen deutlich zu weit geht. Sie wünschen sich, dass diese Schrift nochmals überdacht werden sollte. Neben der Stellungnahme, welche die Probleme der „Orientierungshilfe“ entlang der öffentlichen Diskussion verdeutlicht, ist hier ein zweites Dokument: eine Erklärung im Rahmen einer Unterschriftenaktion. Wenn Sie der Erklärung zustimmen können, dann senden Sie diese baldmöglichst ausgefüllt und unterschrieben an eine angegebene Sammeladresse zurück. Ziel ist es, mindestens hundert Unterschriften von Pfarrerinnen und Pfarrern, Ältestenkreismitgliedern und Gemeindegliedern noch vor den Sommerferien dem Landesbischof zu überreichen! Bitte machen Sie mit, indem Sie diese zwei Dokumentationen auch an Interessierte weiterleiten.


„Unglaublich ist der Umgang mit biblischen Befunden“
Stellungnahme zum EKD-Familienpapier von Prof. Axel von Campenhausen am 23. Juli 2013
Der frühere Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD und ehemalige EKD-Synodale Prof. Dr. Axel von Campenhausen (Hannover) nimmt hier die Orientierungshilfe des Rates der EKD zu Ehe und Familie kritsch unter die Lupe.Der Jurist ist erstaunt, dass die Denkschrift den Eindruck erweckt, als müsse die Kirche mit ihrer Ordnung von Ehe und Familie der Veränderung des Sozialverhaltens und der staatlichen Gesetzgebung angepasst werden. Das Bewusstsein der Trennung von Staat und Kirche sieht er als getrübt. Wenn das staatliche Recht auf soziale Veränderungen und ideologische Forderungen reagiert und ohne große Widerstände darauf eingeht, bedeutet dies nicht, dass die Kirche dem einfach folgen müsse, so vonCampenhausen.


Ethische Normativität des Faktischen?
Kritische Stellungnahme zum EKD-Familienpapier von Prof. Ulrich Eibach am 8. Juli 2013
Die EKD-Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit: Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ geht davon aus, dass die Lebensformen der Geschlechter nur auf von Menschen gemachten Abmachungen (Verträgen) beruhen, keine ihnen (von Gott) vorgegebenen Lebensordnungen, keine „Institutionen“ sind, in denen Menschen ihr gemeinschaftliches Leben zu gestalten haben. Auch gewinnt man gewinnt den Eindruck, dass Verlässlichkeit innerhalb der rein menschlich gedachten Vertragstheorien von vornherein nur so lange gilt, wie der Vertrag und seine Bedingungen gelten. Das besagt, dass die Lebenslänglichkeit von Ehe und familiären Beziehungen schon begrifflich ausgeblendet wird, weil sie nicht mehr von einer Mehrheit der Menschen gelebt werden. Sie passen nicht mehr in unsere Zeit und können daher auch angeblich nicht mehr von den „Volkskirchen“ vertreten werden. Die in unserer Gesellschaft in eine Minderheitenrolle abdriftenden „Volkskirchen“ scheinen nicht verstanden zu haben, dass mit einer kirchlichen Legitimation dessen, was ohnehin schon allen bekannt ist und gelebt wird, nicht zur Orientierung verholfen und niemand gedient ist.


Korinth ist mitten unter uns
Wort der Bekenntnisbewegung im August 2012 zur kirchlichen Lage
Der Apostel Paulus konnte als Diener Christi nicht schweigen zu Fehlentwicklungen in der Gemeinde. Er musste Stellung beziehen und schrieb: Niemand wird am Reiche Gottes teilhaben, der in den Sünden der Welt bleibt. Wer mit der Sünde scherzt, spielt mit der Gnade. Paulus: „Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch ... Ehebrecher, Lustknaben oder Knabenschänder ... werden das Reich Gottes ererben“ (1.Kor. 6). Diese Worte treffen auch uns heute. Ein wirres Durcheinander in Lehre und Leben ist in vielen Gemeinden anzutreffen. In unseren Kirchen, in Gruppen und Kreisen liegt vieles im Argen. Der Vorsitzende der bundesweiten Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“, Pfr. Hansfrieder Hellenschmidt (Filderstadt), nimmt dazu Stellung. Sein wegweisendes Wort im Rundbrief 273 der Bekenntnisbewegung vom August 2012 dokumentieren wir hier.


„Familiäres Zusammenleben“ im Pfarrhaus
Eine biblische Stellungnahme von Professor Reinhard Slenczka
Der Paragraph 39 im neuen Pfarrerdienstgesetz enthält die Bestimmungen für das Verhalten von Pfarrern in Ehe und Familie, die der „heilsamen Lehre“ der Bibel widersprechen. Neben Ehe und Familie wurde hier der Begriff „familiäres Zusammenleben“ eingeführt und bewusst weitgefächert gewählt. Er umfasst „jede Form des rechtsverbindlich geordneten Zusammenlebens von mindestens zwei Menschen, das sich auf Dauer als geschlossene solidarische Einstandsgemeinschaft darstellt“. Professor Dr. Reinhard Slenczka (Jg. 1931), von 1970 bis 1981 Professor für Syst. Theologie an der Uni Heidelberg, heute Rektor der Luther-Akademie in Riga, nimmt in einem Beitrag für die Info-Briefe der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ (Juni 2012) dazu Stellung und erklärt: Beschlüsse, die im Widerspruch zu Schrift und Bekenntnis stehen, sind in der Kirche ungültig, selbst wenn sie mit absoluter Mehrheit angenommen werden. Hier gilt: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg. 5, 29; 4, 19). Dies betrifft eindeutig und unwiderlegbar sämtliche kirchenamtlichen Entscheidungen zu dem Thema „widernatürliche Befriedigung des Geschlechtstriebs“ (Römer 1, 26).


Interview mit Pfarrer Dr. Rolf Hille zur historisch-kritischen Bibelauslegung
Bibelkritik hat das kirchliche Leben ausgeblutet und an den Rand der Gesellschaft gerückt
Der von zahlreichen Theologieprofessoren gelehrte historisch-kritische Umgang mit der Bibel ist für Hille im Ansatz atheistisch, weil er ein Eingreifen Gottes – etwa beim Auszug Israels aus Ägypten oder bei der Auferstehung Jesu – von vornherein ausschließt. Hille vergleicht die historisch-kritische Bibelauslegung mit einem Hai, der seinen Fang restlos abnagt, und von der Bibel nur noch ein Skelett übrig lässt. Damit habe diese Methode zur „Selbstsäkularisierung“ der evangelischen Kirchen beigetragen, die auch Altbischof Wolfgang Huber beklagt habe. Die historisch-kritische Theologie habe weder die Intellektuellen noch das Volk erreicht, sondern nur tiefe Verunsicherung bewirkt. Das Ergebnis ist, dass sich viele Menschen fragen, wozu sie eigentlich Christen sein sollen.


Unsere Antwort auf das Bischofswort 2012 vor der Synode zur Bibel
Kurze Stellungnahme der Ev. Vereinigung zu den kritischen Aussagen von Ulrich Fischer
Wir dokumentieren hier unsere kleine Stellungnahme zu dem Wort des badischen Landesbischofs vor der Frühjahrssynode im April 2013. Sie erging zunächst an unsere Mitglieder und Freunde sowie irritierte Gemeindeglieder , die über die Schlagzeilen und Berichte der Medien von den bibelkritischen Aussagen des Bischofs erfuhren, worin vor allem die Homosexualität öffentlich (Gelebte Homosexualität ist keine Sünde!) legitimiert wurde.


Landesbischof Ulrich Fischer hat eine andere Sicht der Bibel
Dokumentation des Bischofswortes zur Bibel vor der badischen Landessynode im April 2012
Wir publizieren hier (mit Zeilenangabe) den - inzwischen auch als gedruckte Schrift in alle badischen Kirchengemeinden und Verantwortungsträger gesandten - Bericht von Landesbischof Ulrich Fischer (Karlsruhe) vor der badischen Frühjahrssynode 2012. Darin greift Fischer die Bibelfrage kritisch auf und setzt sich ab von Luthers Sicht, der die Bibel (das AT) von Christus her deutet. Für den badischen Landesbischof spielt die auch moderne Welt (die Umwelt), in welche die Bibel hineinspricht, zu ihrer Deutung eine maßgebliche Rolle. Diese Hermeneutik lehnt die Ev. Vereinigung ab, denn sonst hätte die Bekennende Kirche im Dritten Reich geirrt, als sie sich den Deutschen Christen widersetzte, die die Bibel dem NS-Denken anpassen wollten. Eine Stellungnahme der Ev. Vereinigung zu den bibelkritischen Aussagen des Bischofs ist dieser Dokumentation vorangestellt und übergeordnet.


Ulrich Parzany zum Auftrag der Evangelisation in der Kirche
Gottesdienste, Gemeindeveranstaltungen und Kasualien bieten großartige missionarische Möglichkeiten
Christen stehen seit Ostern 2012 in Deutschland vor besonderen Herausforderungen: Muslime verteilen 25 Millionen Korane und drohen Christen mit der Hölle, wenn sie nicht islamisch werden. Gleichzeitig wurden die Ergebnisse einer Studie bekannt, nach der der Osten Deutschlands die „ungläubigste“ Region der Welt sei. Nur acht Prozent glauben danach an einen persönlichen Gott. Auch in Westdeutschland nimmt die Kirchenbindung rapide ab, biblisches Wissen verdunstet selbst kirchlich starken Süddeutschland. Eine Umfrage ergab, dass nur wenige noch wussten, was an Ostern gefeiert wird. Eigentlich müssten alle Alarmglocken in den kirchlichen Amtsstuben läuten und der Aufruf erfolgen, mit aller Kraft den Glauben bekanntzumachen, die Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen, die vielfältigen Seelsorgekontakte anlässlich von Taufen, Trauungen und Beerdigungen, die großartige missionarische Möglichkeiten bieten, mehr zu nutzen. Doch trotz Werbung für Glaubenskurse geschieht inhaltlich noch wenig.


Einladung zum gemeinsamen Zeugnis unseres Glaubens
Bekenntnis-Erklärung evangelischer Theologen vom August 2011 zum Kurs der Volkskirche
Eine Initiative um den emeritierten badischen Oberkirchenrat Klaus Baschang, die an theologisch-ethischen Entwicklung in den evangelischen Landeskirchen und der EKD leidet, hat eine Diskussion um den Kurs der Volkskirche angestoßen und 4. August 2011 die Erklärung „Für die Freiheit des Glaubens und die Einheit der Kirche“ veröffentlicht. Darin fordert sie Hauptamtliche und Gemeindeglieder auf, der Anpassung an den Zeitgeist zu widerstehen und die Bekenntnisse der Kirche Jesu Christi wieder neu ernstzunehmen. Hintergrund ist das im November 2010 von der EKD-Synode verabschiedete neue Pfarrerdienstrecht, das es den Landeskirchen überlässt, ob homosexuelle Pfarrer mit ihrem Partner in kirchlichen Dienstwohnungen zusammenleben dürfen. Es sei „Verführung zur Irrlehre“, wenn in dem Gesetz „Ehe“ und „familiäres Zusammenleben“ nebeneinander gestellt würden und es heiße, diese Bestimmung umfasse auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, so Baschang mit Altbischof Ulrich Wilkens (Lübeck) und den Professoren Rainer Meyer (Stuttgart) und Reinhard Slenczka (Erlangen). Hinter die Initiative hat sich auch der bekannte „ProChrist“-Pfarrer Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel) gestellt. Der Erklärung mit sieben aktuellen Grundaussagen des evangelischen Glaubens ist eine persönlicher Verpflichtung angefügt, die als Bekenntnis an die jeweilige Kirchenleitung (Oberkirchenrat / Pfarramt) eingesandt werden kann.


Leben aus der Taufe
Referat von unserem Vorstandsmitglied Pfr. Thomas Hilsberg
Säuglinge werden nicht zur Namensgebung getauft, sondern auf den Namen des dreieinigen Gottes, erklärte Pfarrer Thomas Hilsberg (Radolfzell), der zum Thema „Leben aus der Taufe - Christsein mit persönlichem Glauben“ bei unserer Frühjahrstagung am 19. Februar 2011 in Pforzheim sprach. Schon der Reformator Martin Luther habe darauf verwiesen, dass zur Taufe auch der persönliche Glaube gehöre. Die Wassertaufe bewirke nicht magisch das ewige Heil, mache Menschen nicht automatisch zu Kindern Gottes, sondern sei ein Geschenk der Verheißung, das ausgepackt und gelebt werden soll. Hier sein Referat, das wir zur Lektüre empfehlen.


Christustage 2010 - Jesus trotzdem folgen

Dekan Rainer Kiess - Jesus trotz Widerstand und Schwierigkeiten folgen
„Nachfolge hat Folgen“ erinnerte Dekan Rainer Kiess (Filderstadt) in seiner Bibelarbeit (Matthäus 11, 2-6) die Christen beim Christustag in Ellmendingen (Pforzheim-Land) am 3. Juni. Der Weg mit Jesus bringt Streit statt Harmonie, Kreuz statt Couch, aber er steht auch für Gewinn statt Verlust. Wer sich zu Jesus bekenne, könne allein stehen und zu einer verachteten Minderheit zählen. Denn zur Nachfolge gehören schwere Wege. Doch wer um Jesu willen sein Leben „verliert“, gewinnt es am Ende.

Pfr. Hermann Traub - Wort zur Orientierung für badische Christustage
Unser Vorsitzender Hermann Traub hat zu den vier badischen Christustagen (Freiburg, Mannheim, Spöck und Ellmendingen) ein „Wort zur Orientierung